Die ERSTE in Hessen

Geschrieben von Florian Keck am .

Die weiteste Auswärtsfahrt in der TSV-Historie führte die ERSTE ins südliche Hessen. Während sich einige hartgesottene Fans sich am Samstag schon um 3 Uhr in der Früh auf den Weg nach Bensheim machten, traf sich die Mannschaft zusammen mit Teammanager Thomas und Edelfan Rieka zu einer etwas erträglicheren Uhrzeit am Hamburger Hbf, um die gut 500km nach Bensheim mit dem ICE zurückzulegen. Auch wenn der eine oder andere es etwas spannender machte als nötig, saß die gesamte Mannschaft pünktlich um 09.24 Uhr in Wagen Nr. 6 an Gleis 14 und sorgte damit für Erleichterung beim Manager, der das Verpassen der Bahn von mindestens einem Teammitglied als Hauptrisikofaktor für ein erfolgreiches Auswärtswochenende ausgemacht hatte. Schließlich wäre eine Umbuchung auf einen späteren Zug zeitlich und eine Umbuchung auf einen Flieger nach Frankfurt finanziell eng geworden. Rein sportlich dagegen wäre die Anreise per Flugzeug dagegen – im Nachhinein und rein statistisch betrachtet – ein potenzieller Erfolgsfaktor gewesen.

 

Nach einer durchaus amüsanten Bahnfahrt, auf der untere anderem diskutiert wurde, warum ICEs in Metropolen wie Bensheim, Bad Bevensen und Walldorf-Wiesloch halten, während sich (zumindest an Sonntagen) nur einmal pro Stunde ein Bummelzug nach Bargteheide verirrt, stand der Auftritt beim VfR Fehlheim – einem Ortsteil von Bensheim – auf dem Programm. Der Weg der Mannschaft führte zunächst in die Bensheimer Altstadt, wo dem geschulten lyrischen Auge sofort das Brillenfachgeschäft „Neu-Seh-Land“ auffiel. Die Erwartungen an den restlichen Bummel erreichten somit früh ungeahnte Höhen. Die Suche nach einem Getränkemarkt „Sambier“ sowie einem Ausbildungszentrum für Tischtennisschiedsrichter namens „Let-Land“ blieb jedoch erfolglos.

Die ersten Schläge in der Halle brachten dann weitere Hiobsbotschaften mit sich. Zunächst stellte sich das örtliche Spielmaterial als sehr langsam heraus (was keinem von uns so wirklich liegt). Dann zeigte sich, dass die Gastgeber im Vergleich zu ihren ersten beiden Saisonspielen eine deutlich verstärkte Aufstellung an den Start bringen würden. Statt des bisher erfolglos gebliebenen Sarmatov startete der extra für dieses eine Spiel aus Indien angereiste Sourav Saha als Spitzenspieler, und auch an Nr. 4 wurde ein im Vergleich zur bisherigen Aufstellung deutlich spielstärkerer Ukrainer mit dem klangvollen Namen Yaremchuk eingeflogen. Trotzdem wähnte man sich im TSV-Lager nicht chancenlos. Es sollte jedoch nicht für einen Punktgewinn reichen. Nach einem Doppelerfolg von Ole/Leon sowie je einem Einzelsieg von Ole, Leon und Flo stand eine 4:6-Niederlage auf dem Papier. Einen möglichen fünften Punkt verpassten Flo/Consti bei ihrem 9:11 im Entscheidungssatz im Eingangsdoppel sowie Consti in seinem Einzel gegen Timo Freund, wo trotz der 1:3-Niederlage bei etwas konsequenterer Anwendung der eigenen Taktik ein Sieg durchaus möglich gewesen wäre. Die vier Einzel gegen Saha und Yaremchuk gingen dagegen deutlich verloren. Wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn die Gastgeber in derselben Aufstellung wie in den bisherigen Spielen angetreten wären, ist natürlich eine hypothetische Frage. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass derart stark veränderte Aufstellungen einer Mannschaft im Verlaufe einer Saison den Wettbewerb verzerren. Aber erlaubt ist es und damit gehört das nun einmal dazu. Insofern herzlichen Glückwunsch nach Fehlheim zu den ersten Drittligapunkten!

Diesmal nicht spielentscheidend, aber trotzdem wieder einmal eine Randbemerkung wert ist das leidige Dauerthema Aufschläge. Die zugegebenermaßen eher optimistische Hoffnung, dass durch den Einsatz von offiziellen Tischschiedsrichtern im Vergleich zur Regionalliga ein faireres Spiel erreicht wird, hat sich jedenfalls nicht bestätigt. Schwer nachvollziehbar war jedenfalls, warum einer der Schiedsrichter sowohl Consti als auch dem Fehlheimer Freund (beide genannten Akteure schlugen aus meiner Sicht durchgehend akzeptabel auf) wegen geringster Verstöße Aufschläge abzählte, während die teilweise völlig regelwidrigen Aufschläge des Inders Saha durch denselben Schiedsrichter gänzlich unbehelligt blieben.

Nach einer trotz der Enttäuschung weitestgehend erholsamen Nacht stand dann am Sonntag noch das Spiel im nicht weit entfernten Lampertheim auf dem Programm. Hier erwartete uns eine schöne Halle mit vielen Zuschauern und einer super Stimmung. Dazu konnten wir die eher ungeliebten Tibhar-Bälle des Vortags nun gegen unsere geliebtes Modell „Joola Flash“ eintauschen (die Lampertheimer spielen mit denselben Bällen wie wir), sodass bei allen TSV-Spielern schon beim Einspielen das Ballgefühl und damit die Hoffnung auf eine Überraschung beim hessischen Favoriten zurückkehrte. Und in der Tat zeigte die Mannschaft wie schon gegen Buschhausen eine tolle und kämpferische Leistung gegen eine Mannschaft, die sich mit ihrem internationalen Ensemble um die Litauer Udra und Mikutis, den Ägypter Helmy sowie Vladimir Anca aller Voraussicht nach in den oberen Tabellenregionen bewegen wird. Eine Leistung, die der eine oder andere Außenstehende dem TSV wohl nicht zugetraut hätte. Dennoch sollte es erneut nicht für einen Punktgewinn reichen. Knackpunkt des Spiels waren die Partien im unteren Paarkreuz. Nachdem zunächst sowohl in den Doppeln als auch oben die Punkte geteilt wurden, ging es nach der 15-minütigen Pause sowohl bei Flo als auch bei Consti in den fünften Satz. Beide gingen im Entscheidungssatz in Führung, sodass es für kurze Zeit nach einer 4:2-Führung roch. Angefeuert von ihren enthusiastischen Fans konnten die Gegner sich dann aber noch einmal steigern, sodass beide Partien noch abgegeben wurden. Besonders bitter war es bei Flo, der mehrere eigene Matchbälle nicht nutzen konnte. Statt Führung nun also ein 2:4-Rückstand. Ein mentaler Schlag, von dem sich die TSV-Truppe nicht mehr erholen konnte. Die zweite Runde im oberen Paarkreuz ging demzufolge etwas zu schnell verloren, sodass eine 2:6-Niederlage besiegelt war, die den Spielverlauf insgesamt nur bedingt widerspiegelte. Trotzdem auch hier ein Glückwunsch an die sympathischen Gastgeber – wer sich in den entscheidenden Situationen noch einmal so steigern kann, hat sich den Sieg natürlich auch absolut verdient.

Enttäuscht, aber trotzdem erhobenen Hauptes ging es dann also mit dem ICE zurück auf die lange Reise in den hohen Norden, den die TSV-Truppe dann kurz vor Mitternacht erreichte. Wie immer geht an dieser Stelle noch einmal ein Dank an alle Fans, die uns sowohl vor Ort als auch von zu Hause unterstützt haben! Als Fazit des Wochenendes bleibt festzuhalten, dass wir erneut mit unseren Gegnern über weite Strecken auf Augenhöhe waren und nur Nuancen den ersten Punktgewinn verhindert haben. Wenn wir so weiter spielen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir uns dafür auch belohnen. Die nächsten beiden Chancen gibt’s dann direkt am kommenden Wochenende mit einem erneuten Auswärts-Koppelwochenende. Dann stehen die Partien in Borsum und Kassel an. Auch hierfür haben sich wieder einige TSV-Schlachtenbummler angekündigt – klasse und vielen Dank!

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