Die ERSTE: Blowing in the wind

Geschrieben von Florian Keck am .

"How many times must "die ERSTE" play Borsum before they will finally win? The answer, my friend, is blowing in the wind!"
So oder so ähnlich haute es Robert Allen Zimmerman, dem Fußvolk besser unter seinem Künstlernamen Bob Dylan bekannt, bereits im Jahr 1963 in die Tasten seiner Schreibmaschine und bekam für diese lyrische Glanzleistung völlig zurecht, wenn auch etwas verspätet, den Literaturnobelpreis verliehen. 
Doch ein Genie wäre kein Genie, wenn es nicht auch den weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts präzise vorgesagt hätte. Und so ist es wenig verwunderlich, dass schon wenige Monate später die Single "The Times, They Are A'Changin" erschien. Doch damit schien er der einzige zu sein, der die Chance der ERSTEN im Heimspiel vom 25.11.2017 gegen Ligaprimus und Titelverteidiger TTS Borsum erkannte. Und auch wenn Erbsenzähler an dieser Stelle anmerken könnten, die ERSTE sei ja weiterhin sieglos gegen Borsum, so trübt das die Freude über das erreichte 8:8-Remis in keinster Weise, zumal der völlig überraschende Punktgewinn durch den 9:5-Erfolg über Poppenbüttel veredelt werden konnte. 
 
Das Spiel gegen Borsum begann mit einer fast schon überraschenden Einigkeit zur Doppelaufstellung. Das wahre Doppel 1 (Flo/Chris) verdiente sich die Aufstellung im Spitzendoppel allerdings weniger aufgrund der großen (Nicht-)Stärke von Flo gegen den im gegnerischen Doppel 2 erwarteten Noppenvirtousen Patrick Landsvogt (das Stichwort "erwarten" wurde hier bewusst gewählt, doch dazu später mehr), sondern eher durch die bisher weiße gemeinsame Weste sowie den schon beim Einspielen zu erkennenden Trainingsrückstand von Clemens, der an der Seite von Ole die Alternative als Spitzendoppel gewesen wäre. Consti/Leo waren dagegen aufgrund der bisher tollen Leistungen an Position 3 an ebensolcher gesetzt. 
 
Die Spiele begannen wie erwartet: Während an Tisch 2 das Spiel schon in vollem Gange war, warteten Flo, Chris und Markus Hilker noch in freudiger Erregung auf den vierten Beteiligten, der sich, wie üblich, erst einige Minuten später imstande sah, sich an den Tisch zu bequemen. Unser allseits geliebter Sky-Kommentator Fritz "Heieiei" vTuT vergaß an dieser Stelle das Spielgeschehen an Tisch 2 und schaltete eilig ins Studio zu Dr. Markus "klasglara Elfmeda" Merk, um sich über das Regelwerk aufklären zu lassen (Für Interessierte: Ein kampflos abgegebenes Spiel wegen Nichtantretens oder fehlender Spielbereitschaft zwei Minuten nach dem Aufruf wird mit 0:33 Bällen, 0:3 Sätzen und 0:1 Spielpunkten für den Gegner als gewonnen gewertet. (WO des DTTB, Abschnitt E, Kapitel 2.8)). Das zuhörende fachkundige Publikum fragte sich daraufhin sogleich, wie denn ein Spiel zu werten wäre, zu dem beide Parteien nicht antreten (zu möglichen Konstellationen hierzu siehe ältere Berichte). Doch mal Spaß beiseite: Niemand möchte ein Spiel auf diese Weise gewinnen, und ich würde niemals einen solchen Sieg am grünen Tisch einfordern. Doch trotzdem gehört pünktliches Erscheinen am Tisch meiner Ansicht nach genauso zur gebotenen sportlichen Fairness dazu wie die das im Tischtennis zum Glück selbstverständliche Zugeben von gegnerischen Kantenbällen.
 
Doch damit genug und zurück zum Spiel: Aus den Doppeln gingen wir mit 1:2 hervor, denn nur Consti/Leo konnten mit einem schönen Sieg über N. Kolbe/Schmidt einen Zähler für den TSV verbuchen. Doch nach drei Siegen in der ersten Einzelrunde von Ole, Consti und Chris schien beim 4:5-Halbzeitstand tatsächlich etwas Zählbares realistisch zu sein.
 
Die Zweite Einzelrunde begann dann mit einem Gegenschussfeuerwerk von Patrick Decker gegen Ole. Ein Ball nach dem anderen brach die physikalischen Grundgesetze, und so war es dann auch erklärlich, warum Decker bis dato in der ganzen Saison noch kein Einzel verloren hatte. Flo schlug dann jedoch Hagemann und Consti besiegte gleichzeitig Hilker und seinen Fünfsatzfluch, sodass der TSV zum 6:6 ausgleichen konnte. Clemens kam dann gegen Conny Schmidt jedoch in keinem der drei Sätze aus dem Schneider heraus und auch Leo konnte gegen L. Kolbe nicht gewinnen, sodass beim 6:8 die letzen beiden Punkte kommen mussten. Während ein Sieg von Chris gegen Landsvogt noch denkbar erschien (und dann auch recht glatt realisiert wurde), wirkte ein Sieg im Abschlussdoppel doch eher unwahrscheinlich. Das dritte 7:9 der Saison war mehr als greifbar, doch das wahre Doppel 1 rehabilitierte sich in beeindruckender Manier für den Verlust der weißen Weste Anfang des Spiels und drehte in Satz vier einen 5:10-Rückstand noch zum 3:1-Erfolg und somit zum 8:8-Remis um. Dieser Punktgewinn hätte eigentlich standardmäßig einen Ausflug an den Hans-Albers-Platz zur Konsequenz gehabt, doch die Götter waren uns hier nicht hold: Wir mussten am nächsten Tag ja noch gegen den direkten Konkurrenten Poppenbüttel antreten.
 
Deren gewohnt eloquent auftretender Master of Ceremonies Costa Kordalis beschwor bei der Begrüßung die Macht der (ungewaschenen?) Glückssocken als Gegenpol zum Glücksgrau des Bargteheider Ausweichtrikots. Doch er wurde eines Besseren belehrt: A winning shirt is a winning shirt, und so stand am Ende ein schwer umkämpfter 9:5-Heimsieg für den TSV auf dem Papier. Schlüssel zum Sieg war dabei das größere Glück in den Fünfsatzpartien (5/8 für die ERSTE). Insbesondere die richtig wichtigen "Knackpunkte", immer dann, wenn das gesamte Spiel zu kippen drohte, gingen allesamt hauchdünn zugunsten der Heimmannschaft aus. Gleich der erste davon im Eingangsdoppel: Nachdem Ole/Clemens im D2 eine 2:0-Satzführung noch abgeben mussten, waren auch Chris und Flo auf dem besten Wege in dasselbe Schicksal: Nach zwei vergebenen Matchbällen (einer davon schon in Satz 3) sahen sie sich selbst mit einem gegnerischenen Matchbällen konfrontiert. Dieser wurde dann jedoch abgewehrt, und eine für den einen oder anderen Zuschauer unendlich erscheinende Satzverlängerung endete schließlich unter großem Jubel zum 16:14 für das wahre Doppel 1. Die weiteren Knackpunkte kamen von Ole, der erstmals Sternal schlagen konnte, Consti (nach 3:8 in Satz 5 gegen Zibell) und zu guter Letzt von Leo, der das letzte Einzel des Tages mit 12:10 in Satz 5 für sich entschied und so den 9:5-Endstand sicherstellte. Die weiteren Punkte besorgten das Youngster-Doppel, Chris gegen Schulz sowie Leo, Ole und Consti, die jeweils auch ein zweites Mal, wenn auch weniger dramatisch, zuschlugen.
 
Die ERSTE steht nun mit 9:7 Punkten auf einem All Time High, was Hinrundenpunkte angeht. Doch die Liga ist dieses Jahr so ausgeglichen, dass bei ungünstigem Verlauf auch mit einem annähernd ausgeglichenen Punktekonto am Saisonende die Relegation drohen könnte. Deswegen tut die Mannschaft gut daran, auf dem Boden zu bleiben und das zu tun, was im Moment besonders gut klappt: Punktspiele gewinnen. Die letzte Gelegenheit der Hinrunde gibt's am 9.12., wenn die ERSTE beim Aufsteiger SF Oesede gastiert. Dieser hat sich zu Saisonbeginn mit Abwehrer Schlie im oberen Paarkreuz verstärkt und bisher mit einem ausgeglichenen Punktekonto eine sehr gute Rolle in der Regionalliga gespielt. Ein spannender Spielverlauf ist dementsprechend zu erwarten. 
 
Zu den Spielberichten gegen >>> TTS Borsum und >>> SC Poppenbüttel
 

Werbung unten (4 Spalten)

joola-neu-2 Contra_225x100px_sw